Montag, 31. Mai 2010

Wirkungsweise von Akupunktur entschlüsselt

In einer Studie der University of Rochester wurde die Wirkungsweise von Akupunktur jetzt als biochemisches Geschehen entschlüsselt. Die Stimulation der Nervenpunkte setzt Adenosin frei, und dieses unterdrückt das von dem Nervenpunkt abhängige Schmerzgeschehen. Das wurde im Tierversuch festgestellt, so dass Placebo-Effekte ausgeschlossen werden können. Außerdem - das kommt jetzt aber von dem vermeldenden Wissenschaftsdienst - wird das Ergebnis als Argument gegen das Wirken von Qi gewertet: siehe hier.

Erst einmal freue ich mich, dass auf der Ebene der Naturwissenschaften die Wirksamkeit von Akupunktur nachgewiesen werden konnte, und dass dadurch auch gezeigt wurde, dass die Leitungsbahnenlehre der Traditionellen Chinesischen Medizin unterstützt wird. Ein gutes, chemiefreies Behandlungsmittel also.

Dass dies aber gegen das Wirken von Qi spricht, ist nicht recht nachvollziehbar. Erstens kann die Stimulation und Freisetzung von Adenosin als von Qi völlig unabhängig interpretiert werden, was eben gerade nicht bedeutet, dass Qi damit als wirkungsfrei oder gar nichtexistent erwiesen wäre. Zweitens spricht nichts dagegen, dass gerade die Stimulation und Lenkung des Energieflusses dann in biochemischen körperlichen Reaktionen resultiert.

Was soll also die abfällige Bemerkung zum Qi? ESienceNews verzichtet denn auch auf diesen Schluss und zitiert zudem die Studienleiter mit der Bemerkung, dass mit dem Nachweis der Adenosinwirkung nur eine von potenziell vielen Wirkungsweisen ermittelt worden sei: siehe hier.

Sonntag, 23. Mai 2010

Einfach?

Gerade freute sich ein Schüler, der den Faustrückenschlag die ersten Male ausführte, dass das doch endlich einmal eine einfache Technik sei. Die Freude schlug in Nachdenklichkeit um, als ihm gezeigt wurde, dass eine korrekte Ausführung die Koordination der Bewegung des ganzen Körpers von den Zehen bis in die Knöchel der schlagenden Faust verlangt, was beileibe nicht einfach ist.

Es gibt keine einfache Technik in den Kampfkünsten, es gibt nicht einmal eine einfache Art zu stehen. Es gibt Techniken deren grundsätzliche Art der Ausführung leichter zu erlernen ist als andere. So fällt es jedem Menschen leichter, einen einigermaßen sauberen Fauststoß zu schlagen als einen halbwegs wirksamen eingesprungenen Rückwärtsdrehtritt durchzuführen. Doch der perfekte Fauststoß ist ebenso schwierig wie der perfekte, akrobatische Fußtritt.

Auch in den inneren Kampfkünsten erfordert das einfache Öffnen und Heben und Senken der Hände, das am Beginn der ersten Form steht, sehr viel Übung und Erfahrung, wenn man es richtig und unter Spüren und Leitung der Energie durchführen will, auch wenn das Führen des Tai Chi-Schwertes in einer einbeinigen Pirouette sicherlich mehr Staunen hevorruft. Die schwierigen Details aber liegen am Grunde aller Techniken.

Und so gibt es grundsätzlich kein "einfach" in den Kampfkünsten ... Mit einer einzigen Ausnahme: Das Üben dauert einfach immer zu kurz ...


Freitag, 21. Mai 2010

Tai Chi heilt die Psyche

Dass Tai Chi der Seele gut tut, werden wohl die allermeisten Menschen unterschreiben, die es einmal ausprobiert haben. Mir geht es jedenfalls ganz eindeutig so und ich nutze Übungen aus dem Tai Chi vielfach bei Aufregung und Stress. So gelang es mir beispielsweise, meine über Jahrzehnte anhaltende Zahnarztphobie zu besiegen.

Jetzt hat eine Auswertung von 40 wissenschaftlichen Studien, die sich mit den Effekten des Tai Chi beschäftigten, ergeben, dass Tai Chi hilft Ängste abzubauen, dass es das persönliche Stressempfinden reduziert und Depressionen zu bekämpfen hilft. Außerdem gaben Probanden aller Studien an, dass sich das ganz normale, allgemeine Wohlbefinden durch Tai Chi verbessere.

Diese Ergebnisse hat die US-Wissenschaftlerin Chenchen Wang über BioMed Central veröffentlicht, wie der Wissenschaftsinformationsdienst EScienceNews gerade meldet.

Tai Chi - eine Lehrerin, ein Lehrer finden sich auch in Ihrer Nähe ...

Donnerstag, 6. Mai 2010

Von Beharrlichkeit und Langeweile

In den Kampfkünsten und in der Meditation kommt es auf eine hohe Portion Beharrlichkeit an, bis man einigermaßen auf Erfolge zurückblicken kann. Naturgemäß muss man umso mehr Beharrlichkeit zeigen, je besser man werden möchte. Das bedeutet dann über Jahre andauernde Meditationsübungen, am besten täglich, und das ebenfalls jahrelange Ausführen der immergleichen Techniken. Wird das nicht langweilig?

Nein, wird es nicht, ehrlich. Der Grund dafür ist, dass es so etwas wie eine einfache Bewegung, eine einfache Technik oder eine einfache Form nicht gibt. Wenn man lernt, die große Schönheit, die noch in der kleinsten Bewegung liegt, zu erfahren und sich in die Anmut eines jeden Stoßes, Blocks oder Tritts fallen zu lassen, dann beginnt sich erst die Gesamtheit der Kampfkunst langsam zusammenzusetzen. Man muss an jedem kleinem Steinchen jahrelang feilen, um das Mosaik, zu dem es gehört, in größtmöglicher Schönheit entstehen zu lassen.

Es ist, nehme ich an, wie beim Tanz. Auch die Tänzerinnen und Tänzer müssen immer wieder das Gleiche üben und tun dies ohne zu murren. Warum? Tanz ist schön, aber sie sehen sich beim Üben ja nicht von außen. Ich denke, dass Tänzer die Schönheit ihres Tuns spüren. Das ist zumindest, was man in den Kampfkünsten spüren kann, wenn man sich der eigenen Körperlichkeit öffnet.

Und deshalb ist das beharrliche, ‘langweilige’ Üben selbst schön ...

Übrigens: eine etwa dreimal so lange Version dieses Textes, die sich besonders um die Details und was man an ihnen spüren kann dreht, finden Sie im Bereich /Kampfkunst des Seidenflusses.