Dienstag, 17. August 2010

Atmen - das ist viel mehr als Luft zu holen

Sie sind zwar soeben damit beschäftigt - wenn Sie nicht gerade ein klassischer Vampir sind -, aber die meisten von Ihnen werden es zumindest augenblicklich nicht bewusst tun, denn Sie tun es ja sowieso andauernd - atmen.

Doch Atmen ist mehr, als durch Heben und Senken von Brustkorb und Zwerchfell die gerade nötige Menge an Sauerstoff in den Körper aufzunehmen. Nicht umsonst spricht man vom Odem des Lebens und meint damit mehr als den bloßen Gasaustausch.

Früher dachte man beispielsweise in allen Kulturkreisen, dass dem Atem eine Lebenskraft innewohne, die sich in bloßem Luftholen nicht erschöpft. Der Vitalismus, so bezeichnete man diese Vorstellung von Lebenskraft, ist zwar wissenschaftlich ad acta gelegt, aber es ist in der tat so, dass mehr hinter dem Atmen steckt.

Wenn wir uns anstrengen, geht der Atem schneller - klar. Aber auch, wenn wir uns aufregen oder Angst haben. Was jedoch wichtiger ist, ist, dass das auch umgekehrt gilt - ist der Atem ruhig, ist auch die Aufregung niedriger und Angst lässt sich im Zaum halten.

Einfache Atemübungen können helfen, akute Angstzustände zu beherrschen und auf längere Sicht mehr Kontrolle über sich selbst zu erlangen, um damit auch Aufregung (Prüfungssituationen, Stress, Angst) oder sogar Depressionen besser zu beherrschen, indem man den negativen Einflüssen und Empfindungen die Spitzen kappt und sie sozusagen ‘wegatmet’.

Aber es muss nicht nur das Bekämpfen negativer Gefühle sein, zu dem kontrolliertes Atmen beiträgt. Ruhiger Atem, besser dann noch genau eingesetztes Aus- und Einatmen sowie die gezielte Verteilung der Luft im Körper, hilft, die Konzentration zu erhöhen - egal worauf Sie sich konzentrieren wollen.

Kontrollierter Atem akzentuiert beim Sport, aber auch in der Ruhe, alle Körperfunktionen - die Schläge und Tritte des Kampfkünstlers treffen genauer und härter; die Entspannung lässt sich atemgesteuert gezielt im Körper und sogar einzelnen Körperteilen hin forcieren.

Letzteres führt dann zur Meditation - ob in Ruhe oder in Bewegung. Den Atem mit der Vorstellungskraft zu leiten - etwa durch die Finger ‘Gutes’ einatmen, durch die Füße ‘Verbrauchtes’ ausatmen -, ist eine der ersten Konzentrationsübungen beim Meditieren.

Und auch im Weiteren wird die Atmung im Mittelpunkt aller Meditation stehen ... und Sie werden sehen, dass der Atem Erstaunliches vollbringt. Und wenn Ihr Qi dann dem Atem folgend durch den Körper geleitet wird, stellt sich die Frage, ob das mit dem Vitalismus wirklich so falsch war, und ob es nicht eher klarere und weniger aufgeblasene Begrifflichkeiten braucht, um den Möglich- und Fähigkeiten des Menschen gänzlich auf die Spur zu kommen.

Atmen wir doch einfach mal gut durch und überlegen ...